Infodienst 1 / März 2022

Infodienst 1/22 8 Betriebliches Gesundheitsmanagement len, aber wir brauchen Geld für Investitionen. Die betriebswirtschaftlichen Zahlen sind kontinuierlich positiv”, resümiert Nehr. „Das spricht für eine intelligente Organisationsentwicklung, an der Mitarbeitende beteiligt werden.” Und hier komme das Prinzip der Salutogenese ins Spiel. Die Mitarbeitenden in der ambulanten Pflege müssen während ihres Einsatzes Entscheidungen vor Ort selbst fällen. „Sie müssen selbstwirksam mitdenken.” Nehr ist überzeugt, dass es für die Zufriedenheit und somit auch für die Gesundheit der Mitarbeitenden entscheidend ist, ob sie ihre Arbeit verstehen und ob ihre Arbeit Sinn ergibt. Hier seien wieder die Führungskräfte gefragt. „Die betriebswirtschaftliche Entwicklung und Maßnahmen zum Gesundheitsmanagement verlaufen parallel”, so Nehrs Beobachtung. Die Mitarbeiterbindung ist entscheidend: Personalengpässe mit Leasingkräften zu überbrücken, wäre viel zu teuer. Wichtig ist auch, dass das Wissen der Mitarbeitenden im Betrieb bleibt, denn bis neue Kräfte in der ambulanten Pflege vollständig eingearbeitet sind, dauert es ein bis zwei Jahre. „Das kostet Geld und bindet andere Mitarbeiter.” Salutogenese dient im Konzept „BELEV – Gesundes Arbeiten gestalten““ als leitendes Konzept. Dabei geht es um die Kernfrage, wie es Menschen gelingt, trotz großer Belastungen gesund zu bleiben. Das Konzept lenkt den Blick darauf, die Arbeit immer mehr so zu gestalten, dass • möglichst viel verstanden werden kann (Verstehbarkeit), • möglichst viel gut bewältigt werden kann und (Handhabbarkeit) • möglichst viel als bedeutsam und sinnvoll erlebt wird (Sinnhaftigkeit). Dem Konzept liegt die Erkenntnis zugrunde, dass Gesundheit in der Arbeitswelt durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst wird: die Unternehmensleitung, Führungskräfte, Teams, die Organisation der Arbeit und die Mitarbeitende selbst. In allen Handlungsfeldern wird jeweils eine Verantwortung für Gesundheit gesehen. Damit wird gesunde Arbeitsgestaltung in einen umfassenden Kontext gestellt und die Verantwortung aller Beteiligten sowohl auf der individuellen wie auch auf der organisationalen Ebene in den Blick genommen. Belev kommt von Herzen Der Ausdruck BELEV stammt aus dem hebräischen und bedeutet wörtlich übersetzt „ins Herz“. Das Herz gilt als Zentrum des Menschen und bei Belev heißt es, dass der Mensch seine Haltung und sein Handeln positiv verändert. Das Konzept Belev entstand während des Rückenwind-Projektes „Chronos - den demographischen Wandel gestalten“ im Diakonischen Werk Württemberg, das im Jahr 2009 bis 2012 durchgeführt wurde. Ziel von Chronos war es, die Gestaltung von gesundem Arbeiten in diakonischen Unternehmen zu fördern. Als Qualitätsmerkmale des Konzepts Belev gelten: • Konsequente Orientierung an der Salutogenese • Strukturierte und fokussierte Auswertung der Mitarbeiterbefragung • Systematische Reflexion in den relevanten betrieblichen Handlungsfeldern und Ableitung von Maßnahmen • Abgleich mit den Werten des WAI (Work Ability index) • Global Bench aus den Ergebnissen aller teilnehmenden Einrichtungen • Evaluation durch Aufzeigen der Veränderung in der Einrichtung bei Wiederholung der Befragung (Wirkungsmessung) • Netzwerk der teilnehmenden Einrichtung • Möglichkeiten einer flexiblen Nutzung • Förderung einer offenen und transparenten Kommunikation in der Einrichtung Es liegen Erfahrungen vor, dass eine konsequente Einführung und Verankerung des BELEV-Prozesses zu einer signifikanten Verringerung von Fehltagen sowie einer größeren Zufriedenheit und Arbeitsmotivation von Mitarbeitenden führt. Quelle: BELEV – Gesundes Arbeiten gestalten, Diakonie Baden-Württemberg, 2020 Quelle: Belev

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