Infodienst 2 / Juni 2021

Infodienst 2/21 9 Foto: United Against Waste e. V. Augustinum gGmbH, sieht das Thema Reduzierung von Lebensmittelabfällen als eine Gemeinschaftsaufgabe des Betriebes an. Einzelne Abteilungen oder Küchenverantwortliche allein können aufgrund der Arbeitsbelastung in der Regel wenig bewegen. „Es braucht zusätzlich einen Projektkreis, der sich auch theoretisch damit ausei- nandersetzt“, so Specht. Dabei muss deutlich werden, dass es nicht in erster Linie darum geht, Geld zu sparen. „Viel entscheidender ist, die ökologi- schen Ziele in den Vordergrund zu stel- len.“ Jürgen Schmieder, Director of Foods H-Hotels GmbH, drückt es mit folgenden Worten aus: „Diese unnötige Verschwendung berührt jeden.“ Thomas Korn, zuständig für den Bereich Food im Dienstleistungskonzern ISS betonte, dass auch sein Unternehmen die Ökologie vor die Ökonomie gestellt habe. „Wenn man mit dem richtigen Mindset rangeht, gibt es nur Gewinner.“ Und Jürgen Schmieder ergänzte: „Dass wir den Wareneinsatz reduzieren und somit die Kosten senken konnten, hat am Schluss alle zusätzlich gefreut.“ Chalupová betonte, dass es nicht nur darum gehen, Abfälle zu wiegen. „Die Ziele müssen klar definiert werden und man muss alle Beteiligten integrieren. Dazu gehören auch Tischgäste und Lie- feranten.“ „Nach der Unterzeichnung der Zielver- einbarung kommt die Umsetzung und dann hoffentlich die Verstetigung“, for- muliert Tanja Dräger die nächsten Schritte. Ziel ist es, dass möglichst viele Betriebe im Bereich Außer-Haus-Ver- pflegung von Restaurants über Kran- kenhäuser bis Schulkantinen mitma- chen, um ihren Lebensmittelabfall zu reduzieren. „Nur so kann die Transfor- mation der Branche gelingen.” Die Zielvereinbarung enthält eine gesonder- te Beteiligungserklärung, die sich expli- zit an die Unternehmen richtet. Darin erklären sich die Betriebe bereit, sich an der Zielvereinbarung zu beteiligen, die Mindestanforderungen zu erfüllen und weitere freiwillige Maßnahmen in ihren Betrieben durchzuführen. Die Anforde- rungen reichen von der Messung der Lebensmittelabfälle im Betrieb über die Umsetzung und Dokumentation bis hin zu Maßnahmen zur Schulung der Mitar- beitenden. Tanja Dräger hofft, dass das Projekt im Herbst zur bundesweiten Aktionswoche „Deutschland rettet Lebensmittel“ (29. September bis 6. Oktober) in den Betrieben starten kann. Die Vorarbeit sei geleistet. Es wurde eine Kampagne „Aufstehen fürs Aufbrauchen“ für Betriebe der Außer-Haus-Verpflegung erarbeitet. Dafür braucht es eine Koor- dinierungsstelle, die die teilnehmenden Betriebe begleitet und die gelieferten Daten auswertet. Das BMEL hat sich verpflichtet, sich für eine neutrale ver- bandübergreifende Struktur zur Um- setzung der Zielvereinbarung einzuset- zen und diese mit einer Anschubfinan- zierung zu unterstützen. Im Zentrum der Kampagne "Aufstehen fürs Aufbrauchen" steht die motivieren- de Wirkung. Es soll nicht um Verbote gehen, sondern Küchenmitarbeitende, Servicekräfte, aber auch Geschäftsfüh- rung und Tischgäste sollen informiert, für das Thema sensibilisiert und zum Mitmachen motiviert werden. „Im Moment sind viele Betriebe mit der Bewältigung der Pandemie beschäftigt, aber wir hoffen, dass das Projekt in eini- gen Monaten startet, um die derzeitige Aufbruchstimmung zu nutzen“, gibt sich Dräger optimistisch. Der Berufsverband Hauswirtschaft wird als Unterzeichner der Zielvereinbarung seine Mitglieder informieren, wann und wie hauswirtschaftliche Betriebe bei „Aufstehen fürs Aufbrauchen“ mitma- chen können und dadurch an dem ge- meinsamen Ziel, die Lebensmittelabfäl- le um die Hälfte zu reduzieren, mitma- chen können. Beatrix Flatt www.bmel.de www.fh-muenster.de/isun/lebensmittelabfall- projekte.php www.elofos.de www.united-against-waste.de Nur wenn man die Lebensmittelabfälle wiegt, weiß man, wo der Müll anfällt. Zu gut für die Tonne Das Dialogforum startete im Februar 2019. Es ist Teil der Nationalen Strate- gie zur Reduzierung der Lebensmittel- verschwendung und wurde vom WWF Deutschland koordiniert. Projektpart- ner sind United Against Waste e. V., die FH Münster und das Institut für Nachhaltige Land- und Ernährungs- wirtschaft e. V. (INL). Am Dialogforum nahmen mehr als 150 Teilnehmende aus Politik und Verwaltung, Verbän- den, Unternehmen, Wissenschaft & Zi- vilgesellschaft teil. Vertreten waren Unternehmen unterschiedlicher Grö- ßen sowie ein Querschnitt aus den ver- schiedenen Bereichen der Außer-Haus-Verpflegung (z.B. Be- triebsgastronomie, Krankenhaus, Ho- tels).

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