Infodienst 2 / Juni 2022

Die Amtsperiode beträgt drei Jahre. Anfang nächsten Jahres wird es Neuwahlen geben. Ich werde nicht mehr kandidieren und hoffe, dass jüngere Menschen hier Verantwortung übernehmen werden. Es gibt einen Wahlausschuss, der die Aufgabe hat, mögliche Kandidat*innen zu suchen und anzusprechen. Die Ratsversammlung hat beschlossen, die Amtsperiode auf vier Jahre zu verlängern, um mehr Kontinuität in der Arbeit des Deutschen Hauswirtschaftsrates zu ermöglichen. Wieviel Zeit muss man in dieses Ehrenamt stecken? Ich habe als Präsidentin zeitweise bis zu 20 Stunden pro Woche für den Deutschen Hauswirtschaftsrat gearbeitet. Das ging bei mir nur, da ich im Ruhestand bin. Aber eigentlich suchen wir ja Kandidat*innen, die im Berufsleben stehen und bereit sind, dieses Ehrenamt zu übernehmen. Deshalb müssen wir dringend den Umfang der Geschäftsstelle deutlich ausweiten, damit diese das Präsidium des Hauswirtschaftsrates entlasten kann. Wie kann das finanziert werden? Aus eigener Kraft schafft das der Deutsche Hauswirtschaftsrat nicht. Wir brauchen eine Finanzierung für eine Geschäftsstelle mit öffentlichen Geldern. Interessant ist, dass der Deutsche Pflegerat eine halbe Stelle für die Geschäftsführung vom Bundesministerium für Gesundheit finanziert bekommen soll. Eine solche Unterstützung durch ein Bundesministerium ist auch unser Ziel, an dem wir arbeiten. Wir hoffen, dass wir bis Ende des Jahres erfolgreiche Gespräche dazu in Berlin führen können, so dass wir in 2023 eine hauptamtlich besetzte Geschäftsstelle haben, die Arbeit übernehmen kann, die jetzt das Präsidium erledigt. Gibt es realistische Chancen auf Finanzierung? Ich bin eher optimistisch. Wünschenswert wäre es, mit einer Projektfinanzierung zu starten, die sich danach verstetigt. Wir wissen, dass der Verein DHB Netzwerk Haushalt (ehemals Deutscher Hausfrauenbund) auf Bundesebene aufgelöst wurde, der eine öffentliche Finanzierung erhalten hatte. Es gibt also Vorbilder. Sie gehen davon aus, dass der Hauswirtschaftsrat mit einer starken Geschäftsstelle leichter eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für Sie findet? Auf jeden Fall. Gerade die politische Arbeit ist sehr wichtig, aber auch sehr zeitintensiv. Hier kann eine Geschäftsstelle viel übernehmen. Ich war vorher schon politisch tätig und konnte somit auf mein Wissen und meine Erfahrungen zurückgreifen. Von daher fiel mir die Einarbeitung nicht schwer, gleichwohl war es zeitintensiv. Was bringt so ein Ehrenamt für einen persönlich? Mir persönlich hat es sehr viel gebracht. Alle Erfahrungen, die ich in meinem Berufsleben gesammelt habe, konnte ich hier einbringen. Während meiner Präsidentinnenschaft stand der Teamgedanke sehr im Vordergrund. Alle Mitglieder des Vorstands haben in ihrem Bereich Verantwortung übernommen. Das hat an den meisten Stellen gut funktioniert und mich auch entlastet. Es ist wunderbar zu erleben, dass man gemeinsam mehr schafft als allein. Aber die Gesamtverantwortung bleibt natürlich immer beim Präsidium. Ich bin schon seit vier Jahren im Ruhestand, habe dieses Ehrenamt also für eine berufliche Karriere nicht gebraucht. Das wird bei einer Präsidentin oder einem Präsidenten im Berufsleben anders sein. Diese Fülle an Informationen, auf die man durch dieses Ehrenamt zugreifen kann, und das große Netzwerk, das einem zur Verfügung steht, kann ein großer Mehrwert für das Berufsleben bedeuten. Ich bin überzeugt, dass man auch beruflich stark von diesem Ehrenamt profitieren kann. Am besten ist es, wenn man das Ehrenamt mit seinen beruflichen Aufgaben verknüpfen kann. Vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Beatrix Flatt Infodienst 2/22 10 Interview Die amtierende Präsidentin des Deutschen Hauswirtschaftsrates Sigried Boldajipour (links) im Gespräch mit ihrer Vorgängerin und Gründungspräsidentin Dorothea Simpfendörfer während des Kongresses. Foto: B. Flatt

RkJQdWJsaXNoZXIy MjY2ODY=