Infodienst 3 / Oktober 2021

Infodienst 3/21 5 Seit April testete der Niedersächsische Landfrauenverband gemeinsam mit der Genossenschaft Cowork-Land an sechs verschiedenen Standorten in ganz Nie- dersachsen, welchen Beitrag Coworking zur Regionalentwicklung beitragen könnte. Elisabeth Brunkhorst, Präsiden- tin des NLV, ist überwältigt von dem Erfolg des Projektes. Die letzte Station des mobilen Cowork- ing-Containers ist die landwirtschaftli- che Domäne Hofschwicheldt bei Peine. Vier Wochen lang im September betrei- ben die Engagierten des Kreisverbandes Peine den Popup-Space auf dem Hof der Familie Schneider. Dazu gehören ein ge- mütlicher Container mit mehreren Ar- beitsplätzen, W-Lan und Drucker, über- dachte Terrasse, gemütliche Draußen- möbel – alles mitten auf dem großzügi- gen niedersächsischen Gutsbetrieb. Zu dem temporären Coworking-Space ge- hört aber auch ein umfangreiches und abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit politischen Diskussionen, Kreativ- kursen und Kulturveranstaltungen. „Coworking lebt vom Netzwerken”, so Brunkhorst. „Wir wollen hier verschie- dene Menschen und Berufsgruppen zu- sammenbringen. Denn so kann etwas Neues entstehen.” Im Vorfeld konnten sich Kreisverbände darum bewerben, einen Coworking- Space auf Zeit zu betreiben. Schon bei der Auswahl wurde laut Brunkhorst da- rauf geachtet, dass es nicht nur eine ein- malige Aktion sei, sondern dass es kon- krete Ideen für die Zukunft gäbe. „Das Projekt ist das eine, aber danach muss es an die konkrete Umsetzung und die dau- erhafte Einrichtung gehen.” An einigen Orten sei die Verstetigung mit ganz unterschiedlichen Konzepten und an ganz verschiedenen Orten im ländlichen Raum bereits im Gange – in Dörfern, die einen neuen Dorfmittelpunkt bekom- men, in Kleinstädten oder auf landwirt- schaftlichen Betrieben. Brunkhorst betrachtet Coworking nicht in erster Linie als Einkommensquelle. Es geht vielmehr um die Belebung der Dörfer und des ländlichen Raumes. Co- working kann einen Beitrag leisten, um Leerstand und Abwanderungen aus den ländlichen Regionen entgegenzuwirken. Zudem kann Coworking in Regionen das Verkehrsaufkommen reduzieren, wenn Pendler*innen nicht mehr täglich in die Ballungsgebiete fahren müssen. Wichtig sei es, mit Partner*innen vor Ort zu kooperieren und es in bestehende Netzwerke zu integrieren – sei es in einen Dorfladen, eine Tagespflege, ein Dienstleistungszentrum oder einen Ver- ein. „Coworking auf dem Land kann auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützen”, ist Brunkhorst überzeugt. „Denn es bietet wohnortnahe Arbeitsplätze oder einen Ort für beruf- liche Treffen.” Ein Coworking läuft aber nicht von alleine. Coworkingland hat das Tätig- keitsfeld „Community Manager*in” etabliert. Gudrun Neuper, Community Managerin auf Zeit in Hofschwicheldt, bezeichnet sich selbst als Gastgeberin und füllt diese Rolle mit Leidenschaft aus. Sie steht an der Kaffeemaschine, die zur Grundausstattung eines jeden Coworking-Space gehört, und hat alles im Blick. „Die Besucher und Gäste sol- len sich wohlfühlen. Ich sorge für eine freundliche, einladende Atmosphäre, achte auf Ordnung, gieße die Blumen, mache die Terminvergabe für die Ar- beitsplätze.” Das Wichtigste ist aber die Netzwerkarbeit. In den vielen Gesprä- chen, die Gudrun Neuper am Kaffee- automat oder auf den gemütlichen Palet- tenmöbeln vor dem Container führt, ver- sucht sie Menschen zusammenzubrin- gen. Sie ist im Vorstand der Genossen- schaft von Cowork-Land und nutzt für ihre selbstständige Tätigkeit selbst seit vielen Jahren Coworking. Cowork-Land bereitet seine Community Manager*in- nen in Schulungen auf diese spannende Arbeit vor. In Hofschwicheldt könnte demnächst auch ein Coworking-Space entstehen. Manuela Schneider berichtet von Plä- nen, dafür ein Gebäude umzubauen. Neben Büroräumen sollen Tagungsräu- me entstehen, die auch für Veranstal- tungen genutzt werden können. Der Förderantrag für den Umbau des land- wirtschaftlichen Gebäudes ist gestellt. Beatrix Flatt Fotos: B. Flatt Pop-up-Coworking Coworking in der Großstadt? Weit gefehlt. Das geht auch auf dem Land mit Blick auf Kornfelder. Neben guter Netzwerkarbeit sind W-Lan, Drucker und guter Kaffee Grundvoraussetzungen für einen Coworking-Space. Die Landfrauen in Niedersachsen testen gerade die Möglichkeiten. Laut Elisabeth Brunkhorst (links), Präsidentin des Niedersächsischen Landfrauenverbandes, kann Co- working einen Beitrag zur Ent- wicklung ländlicher Regionen leisten. Community Managerin Gudrun Neuper sieht sich als Gastgeberin und Netzwerkerin.

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