Infodienst 3 / September 2022

Infodienst 3/22 5 Die Haushaltsökonomin Dr. Brigitte Schober-Schmutz nennt möglichen Grund: „Oft werden die Proteinquellen in vegetarischen Lebensmitteln nicht so intuitiv erkannt wie bei Fleisch und Milch.” Das Klimakochbuch der Tagungsstätte Schloss Beilstein geht deshalb einen anderen Weg: Es weist die CO2-Emmissionen und den Proteingehalt verschiedener Rezepte aus. Das ist eine Chance, die pflanzliche Ernährung gesund in die eigene Ernährung einzubinden und in die breite Bevölkerung zu tragen. So die Erkenntnisse von Dr. Brigitte Schober-Schmutz. Sie leitet das Haus der Kinderkirche – Schloss Beilstein. Es ist ein Tagungshaus im Bottwartal nördlich von Stuttgart mit jährlich rund 9000 Übernachtungsgästen und 1200 Tagesgästen. Das Haus wird überwiegend von Jugendlichen und kirchlichen Gruppen genutzt. Aber auch Hochzeiten und Firmenevents finden im Schloss Beilstein statt. Schober-Schmutz verbindet ihre berufliche Tätigkeit als Leiterin der Tagungsstätte und Finanzreferentin für den württembergischen, evangelischen Landesverband für Kindergottesdienst e. v. mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit: Sie macht in ihrem Haus wissenschafltiche Evaluationsstudien zu dem Angebot „CO2-Buffets” sowie Kurse „Klima und Ernährung“ oder „Klimasensibles Kochen mit CO2-Budget”. Diese Studien zum Thema nachhaltige Ernährung publiziert sie sowohl auf wissenschaftlichen Tagungen, auch international, als auch öffentlichkeitswirksam über Kochbücher und Medien. Schon länger beschäftigt sich die Leiterin des Tagungshauses mit nachhaltiger Ernährung. Jetzt hat sie festgestellt, wie wichtig das Label auf dem Speiseplan ist. „Es gibt Menschen, die wählen wie selbstverständlich das vegetarische Essen. Aber viele wollen nicht vegetarisch essen, aus welchen Gründen auch immer. Im Tagungshaus ist man deshalb dazu übergegangen, den CO2-Ausstoß, der durch das jeweilige Essen verursacht wird, auszuweisen. Das Ergebnis: Viele Menschen wählten die Alternative mit dem niedrigeren CO2-Wert. Oft waren es die vegetarischen Varianten.” Während der Schließzeiten in der Coronapandemie bot die Tagungsstätte vegetarisches und veganes Essen zum Abholen an. Dieser Service wurde gut angenommen. Auch hier achtete das Küchenteam beim Speisenangebot weiter auf niedrige CO2-Emmissionen. „Immer mehr Menschen fragten nach den Rezepten”, so Dr. Schober-Schmutz. Das kam der Wissenschaftlerin die Idee, ein Kochbuch zu veröffentlichen. Sie entwickelte mit ihrem Team ein Klimakochbuch für die Fastenzeit mit 51 Rezepten. Für jedes Rezept hat sie den Proteingehalt und die CO2Emissionnen berechnet und bei den Rezepten veröffentlicht. Es wurde Wert daraufgelegt, dass sich alle Rezepte sowohl für die Großküche als auch für den Privathaushalt oder StudierendenWGs eignen. Deshalb sind alle Rezepte für die schnelle, unkomplizierte Küche geeignet. Selbst beim Einkauf im Bioladen liegt der durchschnittliche Lebensmitteleinsatz pro Hauptgericht pro Person bei 2,50 Euro. Da es ein Kochbuch für die Fastenzeit ist, ist es gleichzeitig ein Winterkochbuch, in dem vorwiegend Lagergemüse oder Konserven eingesetzt werden. Das Klimakochbuch kann entweder für 4,90 Euro in der Tagungsstätte erworben werden oder gegen Rechnung per E-Mail (info@kikiw.de) bestellt werden. Der Erfolg des Kochbuches war so groß, dass im Spätherbst das zweite Klimakochbuch mit Rezepten für Frühling, Sommer und Herbst erscheint. Beatrix Flatt Kochbuch gegen die Klimakrise Etwa zehn Prozent der Deutschen ernähren sich vegetarisch, ein Teil davon verzichtet komplett auf tierische Produkte, ernährt sich also vegan. Die Gründe sind vielfältig: Gesundheit, Umweltschutz oder Tierschutz. Obwohl viele Menschen die Klimakrise ernst nehmen und sich Veränderungen wünschen, obwohl bekannt ist, dass pflanzliche Ernährung das Klima schützt, ist der Konsum an Fleisch, Käse oder Eier trotzdem hoch.

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