Infodienst 3 / September 2022

6 Infodienst 3/22 Seit über 20 Jahren wird in Klötze, eine Kleinstadt in Sachsen-Anhalt, an der Zukunft gearbeitet und geforscht. Und Jörg Ullmann ist fast von Anfang an dabei. Als Biologe suchte er nach seinem Studium einen Job. In Klötze wurde ein Produktionsleiter für eine Algenfarm gesucht. „Ich hatte keine Ahnung von Algen, fand das Thema aber spannend.” Heute ist er Geschäftsführer der Algenfarm und betreibt nach eigenen Worten Landwirtschaft. „Manche nennen es auch Aquakultur. Ich baue Lebensmittel an und deswegen bezeichne ich mich als Landwirt.“ Gemeinsam mit seiner Frau Kirstin Knufmann arbeitet er daran, dass Algen die Teller und Kochtöpfe der Welt erobern und die Menschen erfahren, wie wertvoll Algen als Lebensmittel und als Nahrungsergänzung sind. Knufmann und Ullmann arbeiten Hand in Hand. Unabhängig voneinander haben sie ihre Algenleidenschaft entwickelt. Während Ullmann den Anbau von Mikroalgen in Klötze optimierte, beschäftigte sich Knufmann schon in ihrer Jugend und später als Fotografin in unterschiedlichen Metropolen der Welt mit gesunder Ernährung. Irgendwann wurden Algen zum festen Bestandteil ihrer Ernährung. Da es schwierig war, diese zu bekommen, gründete sie ihr eigens Unternehmen PureRaw. „Hier bekommt man alles, was man für eine hochwertige Ernährung braucht, aus verantwortungsvollem Anbau und kontrollierter Qualität – einschließlich Algen.” Auf einer Messe lernten sich die beiden kennen. Sie teilen ihre Leidenschaft und die beiden Unternehmen ergänzen sich. Gemeinsam entwickeln sie Ideen, wie man noch mehr Menschen von Algen begeistern kann. Die Alternative zum Ackerbau: Algen aus dem Gewächshaus Zunächst zum Anbau: Zu Beginn werden die „Aquarien in Röhrenform” mit Wasser gefüllt. Danach werden NährFoto: B. Flatt Gemüse aus dem Wasser Es sieht futuristisch aus und erinnert an eine Kunstinstallation: 500 Kilometer lange Glasröhren mit einer leuchtend grünen Flüssigkeit in einem riesigen Gewächshaus. Hier wächst das Lebensmittel der Zukunft: Algen. Genauer gesagt „Mikroalgen“, wie Jörg Ullmann, Geschäftsführer der Algenfarm Roquette in Klötze, erklärt. Algen sind Lebewesen, die im Wasser leben und Photosynthese betreiben. Dann hört es aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten auf. Bisher sind 47 000 Algenarten bekannt. Es wird geschätzt, dass es bis zu zehnmal mehr Arten auf der Erde geben könnte. Genutzt werden derzeit etwa 100 Algenarten. Mikroalgen sind mikroskopisch kleine Algen, die oft mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Makroalgen sind dagegen mit bloßem Auge erkennbar. Ihre Länge reicht von wenigen Millimetern bis zu 60 Metern. Die meisten Großalgen leben im Meer, also im Salzwasser, es gibt aber auch Süßwasseralgen. Die Algenpioniere Kirstin Knufmann und Jörg Ullmann setzen große Hoffnungen in Algen als Lebensmittel der Zukunft.

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