Infodienst 4 / Dezember 2022

sich Mitglieder einer Gruppe gegenseitig Lerninhalte vermitteln. Dieses Prinzip wird häufig in Form von Kleingruppenarbeiten bei Präsenz-Seminaren eingesetzt: Jede Kleingruppe bekommt eine andere Aufgabe, die sie erarbeitet und anschließend der gesamten Gruppe vorträgt. Doch auch in Erfahrungsaustauschgruppen wird die Methode des Peer-Learnings angewandt, beispielsweise im Berufsverband Hauswirtschaft, wenn sich die regionalen Netzwerkgruppen treffen und ein Gruppenmitglied ein Projekt oder seine Einrichtung vorstellt. Late-Night-Learning: Late-NightLearning-Veranstaltungen müssen nicht immer spät in der Nacht stattfinden. Abends allerdings schon – oder zumindest zu einer Zeit, zu der man als „normaler Arbeitnehmer” den Stress des Arbeitstages und anschließender Besorgungen und Verpflichtungen wie Einkaufen, Kinder versorgen, Haushalt „schmeißen” etc. hinter sich lassen und sich wieder auf sich selbst konzentrieren kann. Wer jetzt noch Energie und Muße hat, kann an interessanten OnlineVeranstaltungen sein Wissen auffrischen oder sich mit neuen Ideen anregen lassen. Oder man nimmt an einer Präsenzveranstaltung teil, um sich mit anderen zu treffen. Bei Late-Night-LearningAngeboten werden in maximal zwei Stunden kurz und knapp Informationen zu klar umrissenen Themen angeboten. Die Volkshochschulen bauen seit Jahrzehnten auf dieses Prinzip. Und auch der Berufsverband Hauswirtschaft bietet diese Form an. Blended Learning: Wer nicht ausschließlich aus Büchern lernt, sondern einen Mix aus verschiedenen Informationsquellen nutzt und unterschiedliche Lernformate kombiniert, der praktiziert das „Blended Learning”, frei übersetzt das „gemischte Lernen”. Viele Anbieter der Erwachsenenbildung bieten inzwischen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten an, die nach diesem Prinzip aufgebaut sind. Lernen mit Selbstorganisation und Eigenverantwortung Auch beim Lernen kommen wir an dem Begriff „agiles Lernen” nicht vorbei. Er ist abgeleitet von dem Konzept der „agilen Arbeit” oder „New Work”. Beim agilen Lernen sollen sich die Rahmenbedingungen bestmöglich an die sich stets verändernde Umgebung und an den Lernenden und die Lehrenden anpassen. Selbstorganisation und Eigenverantwortung der Lernenden prägen die Bildungsarbeit beim agilen Lernen. Hierzu findet Technik in Form von Apps und Learning-Management-Systemen neue Möglichkeiten des adaptierten Lernens. Beim agilen Lernen (Sprintlernen) wird in kleinen Etappen gelernt. Jede Session beginnt mit der Planung, was gelernt und wie dies umgesetzt werden soll und schließt mit einer Ergebnismessung bzw. Reflexion. Meist hat agiles Lernen einen hohen Arbeitsbezug und findet in Kollaboration mit anderen Personen als Social Learning statt. Voraussetzung für diesen Ansatz des agilen Lernens ist eine hohe Selbststeuerungskompetenz auf persönlicher Ebene sowie eine gute Reflexionsfähigkeit. Learning-Management-Systeme und Lernen mit Apps Ein Learning-Management-System (LMS) ist eine Software, die es einer Organisation ermöglicht, Mitarbeiteroder Kundenschulungen zu hosten, bereitzustellen und zu verfolgen. Es wird typischerweise für das Onboarding von neuen Mitarbeitenden (Einführung von neuen Mitarbeitern in dessen neuen Arbeitsbereich) verwendet. Auch bei der Weiterbildung wie Hygieneschulungen, Arbeitssicherheitsschulungen oder Schulungen zur Cyber- und Internetsicherheit in den Einrichtungen sind LMS hilfreich. Oftmals werden Spiele (Gamification) eingesetzt, um Unterhaltungswert und Lerneffekt zu erhöhen. Anhand von Berichten und Analysen kann man sehen, wer den Kurs absolviert hat. Das Lernen ist von verschiedenen Geräten aus möglich (Responsive Design) und besitzt eine intuitive Benutzeroberfläche. Durch einen Kundensupport sind Änderungen und Anpassung möglich – müssen aber möglicherweise bezahlt werden. Anhand von E-Learning-Bewertungswerkzeugen kann man festzustellen, ob es Lernlücken gibt. Mit dem Smartphone kann man effektiv lernen und sich weiterbilden – zwi- schendurch, in der Bahn, auf der Couch, ohne Stress und festen Stundenplan. Qualifizierungen, Sprachen lernen oder Wissen auftanken kann man mit Apps, die entweder kostenlos oder mit monatlicher Pauschale buchbar sind. Die Bandbreite der Online-Bildungsmöglichkeiten ist endlos. Der technische Wandel in der Bildungslandschaft hat sich durch die Veränderungen durch die Corona-Pandemie stark beschleunigt. Lebenslanges Lernen ist und bleibt die Devise. Wenn wir damit aufhören, verlieren wir den Anschluss. Christa Anna Fischer, Redaktionsmitglied Infodienst Infodienst 4/22 8 Bildung Lebenslanges Lernen braucht Schlüsselkompetenzen. In seinen Empfehlungen führt der Europäische Rat acht Schlüsselkompetenzen auf, die für die persönliche Entfaltung, einen gesunden, nachhaltigen Lebensstil, Vermittelbarkeit, aktive Bürgerschaft und soziale Inklusion erforderlich sind: • Lese- und Schreibkompetenz • Mehrsprachigkeit • Mathematische, wissenschaftliche und technische Fähigkeiten • Digitale und technologiebasierte Kompetenzen • Soziale Kompetenz und Fähigkeit, neue Kompetenzen zu erwerben • Aktive Bürgerschaft • Unternehmerische Kompetenz • Kulturbewusstsein und kulturelle Ausdrucksfähigkeit https://education.ec.europa.eu/de/focustopics/improving-quality/key-competences

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