Infodienst 2 / Mai 2019

Infodienst 2/19 6 Ernährung Krank durch Überfluss Die Ernährung hat Einfluss auf die Gesundheit des Menschen. Oft wird allerdings zu viel gegessen und zu viel oder zu wenig von bestimmten Nährstoffen aufgenommen. Dabei ist längst bekannt, dass eine ausge- wogene Ernährung vor Krankheiten schützen kann. Wir geben hier einen Überblick über die wichtigsten ernährungsbedingten Krankheiten. Beim Thema „Ernährung” geht es zu- nächst einmal um die Lebensmittel selbst, also die Zusammensetzung aus den verschiedenen Nährstoffen wie Fett, Kohlenhydrate, Eiweiße sowie Vitamine und Mineralstoffe. Im zweiten Schritt betrachtet man ihre Wirkung auf den menschlichen Organismus. Wie werden die einzelnen Nahrungsbestandteile ver- stoffwechselt, also verdaut, und im Kör- per verwertet? Das ist die rein stoffliche, also biologisch betrachtete Ebene der Ernährungswissenschaft. Wie die alte Weisheit „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen” zeigt, gibt es aber noch eine weitere Ebene der Ernährung: Die Art und Weise wie psychische und soziale Faktoren die Ernährung beein- flussen. Kennzeichen dafür sind der Ge- schmack, Genuss beim Essen, Ge- sellschaft und Essen als Befriedigung von Bedürfnissen. Die Bedeutung dieser Parameter zeigt der Ernährungsreport 2019 des Bundesministeriums für Er- nährung und Landwirtschaft, in dem 99 Prozent der Befragten angaben, dass der Geschmack das wichtigste Kriterium beim Essen sei. Wenn wir also wissen, dass die Auswahl von Lebensmittel in der täglichen Er- nährung von vielen verschiedenen Fak- toren abhängig ist, so ist erklärbar, dass Ernährung generell eine große Rolle spielt. Die steigende Verfügbarkeit von Le- bensmitteln hat viel Gutes für die Men- schen in den Industrieländern gebracht. Es ist zu fast jeder Tageszeit möglich, frische Produkte in einer großen Aus- wahl zu kaufen. Die Auslagen in den Bäckereien sind abends genauso voll wie morgens und die Lebensmittel- industrie versorgt die Kunden mit immer neuen, innovativen Produktkreationen. Diese Überversorgung führt seit vielen Jahren allerdings dazu, dass der zuneh- mend unbewusste Umgang mit Essen zu medizinischen Problemen führt. Diese treten immer dann auf, wenn von einem Nährstoff wie Fette und Kohlenhydrate langfristig zu viel aufgenommen wird oder wenn insgesamt zu viele Kalorien aufgenommen werden. Auch wenn ein bestimmter Nährstoff zu wenig oder überhaupt nicht gegessen wird und dem Körper somit langfristig nicht zur Ver- fügung steht, kann es zu Komplikatio- nen kommen. Aus solch einem Un- gleichgewicht entstehen Krankheiten. Wissenschaftler sprechen dann von „Er- nährungsbedingten Krankheiten”. Dazu gehören Adipositas (Fettleibigkeit), Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gicht, Diabetes mellitus, Untergewicht, Osteo- porose, Lebensmittelallergien und -un- verträglichkeiten. Adipositas Der letzte Ernährungsbericht der Deut- schen Gesellschaft für Ernährung von 2016 zeigte, dass in Deutschland 59 % der Männer und 37 % der Frauen über- gewichtig sind. Die Werte steigen seit mehreren Jahren stetig an. So gab es zwischen 1999 und 2013 einen Anstieg der Zahl an übergewichtigen Männern um 8,3 % und Frauen um 4,5 %. Der Anteil adipöser Männer nahm in der gleichen Zeit um 40 % und der Frauen um 24,2 % zu. Als Bewertungskriterium gilt der Body Mass Index (BMI). Dieser berechnet sich aus Körpergewicht (kg) / Körper- größe² (m²). Bei einem BMI über 25 spricht man von Übergewicht, bei einem BMI über 30 von Adipositas. Diese Zahlen zeigen, dass Adipositas ein Problem aus der Mitte der Gesellschaft ist. Die dauerhafte Überversorgung des Körpers mit Energie, Fett und Zucker, bringt den Körper dazu, Gewicht zuzu- nehmen. Auch eine geringere körperli- che Aktivität hat Einfluss auf den An- stieg des Gewichts. Als Folge der Adipositas entstehen Stö- rungen des Zucker- und Fettstoff- wechsels, Herz-Kreislauf-Erkrankun- gen, eine verringerte Lebensqualität bei stark erhöhtem Körpergewicht und eine hohe Belastung der Knochen und Ge- lenke. Diese wiederum führt zu Fol- geschäden des Bewegungsapparates. Herz-Kreislauf-Erkrankungen Auch ohne den Einfluss von Adipositas können Herz-Kreislauf-Erkrankungen entstehen. Sogenannte Trans-Fettsäuren, die bei der industriellen Härtung von Nahrungsmittelfetten entstehen, und ein erhöhter Salzkonsum, hauptsächlich durch den Verzehr von Convenience Produkten, beeinflussen das Herz-Kreis- lauf-System negativ. Dazu kommt ein zu geringerer Verzehr von Obst und Ge- müse und gesundheitsfördernden Fetten wie Rapsöl, Olivenöl und Fetten aus Nüssen und Fettfisch. Diese Kombination lässt den Druck in den Blutgefäßen steigen und schädigt langfristig die Gefäßwände. Typische Folgen sind Bluthochdruck, Arterioskle- rose und im weiteren Verlauf Schlag- anfälle und Thrombosen. Essen im Überfluss kann krank machen. Oft ist es nicht nur das Über- gewicht, das den Menschen zu schaffen macht, sondern auch die Folgekrankheiten.

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