Infodienst 2 / Juni 2020

Infodienst 2/20 6 Gestaltung Hauswirtschaft und Innenarchitektur: Balance und Spannungsfeld Hauswirtschaft und Gestaltung der Räume im Gesundheitswesen gehen auf den ersten Blick hinsichtlich eines stimmigen Gesamtkonzepts kaum zusammen. Die Realität sieht tatsächlich so aus, dass sie zwar nah beieinander und untrennbar verbun- den sind, aber genau diese Tatsache stellt ein permanentes Spannungsfeld dar. Im Kontext anspruchsvoller und auch nach- haltig wirksamer Innenarchitektur ist es nötig, eine Balance beider zu schaffen. Copyright: 100% interior, Sylvia Leydecker; Foto: Reinhard Rosendahl Gute Innenarchitektur berücksichtigt aus Perspektive der Hauswirtschaft, neben anderen Anforderungen, auch die Befriedigung ihrer Ansprüche hinsicht- lich Unterhalt, Reinigung und Pflege. Das funktioniert bei vorhandenem Know-how hinsichtlich der Bedürfnisse einer Einrichtung z.B. in Bezug auf die Zielgruppe der PatientInnen von Geria- trie über Psychiatrie bis Pädiatrie. Das gilt genauso auch bei der Integration des Bestands wie zum Beispiel verschiedene Sorten Bodenbeläge, die in Zukunft eine durchgehende Linie erhalten sollen. Empfehlenswert und unerlässlich ist da- her an dieser Stelle ein gemeinsamer Austausch hinsichtlich der gewünschten Anforderungen als Rahmenbedingung, um diese zielgerichtet zu erreichen. Problematisch und oft zu beobachten ist leider aus der anderen Perspektive pro- fessioneller InnenarchitektInnen, dass mit ambitionierter Dekoration seitens der Hauswirtschaft selten eine Auf- wertung der Räumlichkeiten stattfindet, sondern im Gegenteil ein erhöhtes Risi- ko einhergeht, die Innenarchitektur zu ruinieren. Drapierte Seidentücher, dia- gonal gelegte Osterpapierservietten und Maggi-Ensembles sind nicht das, was zum gestalterischen Highlight taugt. In der Welt der Krankenhäuser oder der Sozialimmobilien wie Altenheime hal- ten sie sich hartnäckig und sind nicht auszurotten. Sicher liegt guter Wille darin, aber gut gemeint bedeutet weder ‚viel hilft viel‘ noch, dass der Zweck die Mittel heiligt. Diese Art der Dekoration ist eher geeignet ehemals gut gemachte Räume zu verderben, kurz, nicht das, was es sein sollte. Erfreulicherweise be- steht im Gegenteil aber auch die Chance mit der Dekoration, gute Innenarchitek- tur abzurunden und das i-Tüpfelchen gekonnt zu setzen, so dass alle glücklich sind und sich am daraus entstandenen Wohlfühl-Ambiente erfreuen. Was ist dann also die Lösung? Zwei Varianten gibt es grundsätzlich: Profis bringen den entsprechenden gewünsch- ten Effekt, wenn sie mit der Gestaltung umfänglich betraut werden und bis zur Vase und Bettwäsche beraten. Innen- architektInnen sind bereits bei der Grundrissplanung integriert, die sich später auf Arbeitsprozesse, Wegefüh- rung und Blickrichtungen auswirkt. Raumbegrenzende Oberflächen wie die von Wänden, Boden und Decken stehen im Fokus, wenn es um den gestalteri- schen Rahmen eines Raumes geht. Gesamtkonzepte hinsichtlich Farbe, Material, Licht und Formensprache, integrieren darüber hinaus lose Mö- blierung, Kunst oder Blumendekoration und sind hinsichtlich der Atmosphäre wesentlich. Von Neubau bis Moderni- sierung ist daher die Skalierung vom Grundriss bis zur Vase entscheidend, um eine bestimmte Raumatmosphäre zu erreichen, die nicht nur gut aussieht son- dern auch stimmig ist und funktioniert, weil sie sämtliche Aspekte berücksich- tigt. Low Budget und Do-it-Yourself sind im Bestand konsequentes Aufräumen und Entmüllen. Es kostet nichts außer Be- herztheit, dem Willen Loszulegen und eine gewisse Konsequenz in der Sache. Ein Blick in Flure und Räume zeigt häu- fig ein komplexes Durcheinander, das „nur” eine klare Linie braucht, um den Wald vor lauter Bäumen wiederzuerken- nen. Das heißt konkret beispielsweise, versprengte Urkunden gehören zusam- mengefasst an einem dafür definierten Platz angemessen gerahmt, genauso wie gefühlte zehn Millionen aufgeklebte Zettel garantiert überflüssig sind und eliminiert werden können, hier heißt es Entsorgen und weg damit. Die wirklich nötigen Hinweise bitte in einheitlicher und sauberer Form erneuern und Sie haben das erste übersichtliche Erfolgs- erlebnis, das nicht nur Klarheit und Ruhe schafft, sondern damit auch weni- ger Stress. Die Art und Weise der Kom- munikation mit Ausrufezeichen verse- hen, Verbotsschilder, wenig freundliche, genervte Hinweise – ein No-Go – lässt tief blicken und konterkariert so manch teure PR-Maßnahme. Also bitte schön freundlich, denn das hebt die Stimmung, nur bitte auch nicht wie zu oft in einer für Trauerpost geeigneten Typografie. Obwohl unspektakulär, sitzt das Arrangement aus Bilderdekora- tion, kleiner Blumendekoration und Geschirr.

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