Infodienst 2 / Juni 2021

6 Infodienst 2/21 Im Jahr 2050 leben schätzungsweise zehn Milliarden Menschen auf der Erde. Wie kann man diese gesund ernähren, ohne die Erde auszubeuten? Wissenschaftler*innen haben die “Planetary Health Diet“ entwickelt. Danach kommen überwiegend pflanzli- che Lebensmittel ergänzt durch geringe Mengen an Fleisch und Milchprodukten auf den Teller. Ernährung Entwickelt wurde die Planetary Health Diet, also eine Ernährung innerhalb der planetaren Grenzen, von der EAT- Lancet-Kommission. Das ist eine Ko- operation der Nichtregierungsorgani- sation „EAT“ und der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“. An der Erarbeitung der „Planetary Health Diet“ waren 37 Wissenschaftler*innen unter- schiedlicher Disziplinen aus 16 Ländern beteiligt. Ziel der Empfehlungen ist es, die Menschen gesund zu ernähren, aber bei der Produktion der Lebensmittel nicht mehr Ressourcen zu verbrauchen als die Erde zur Verfügung stellt. Die Grafik (unten) zeigt eine Übersicht des planetaren Gesundheitstellers. Nach der Planetary Health Diet sollten die Teller zur Hälfte mit Obst und Gemüse gefüllt werden. Die andere Hälfte teilt sich auf in Vollkorngetreide, pflanzliche Proteine, ungesättigte pflanzliche Öle, tierische Proteine, Milchprodukte, Zucker und stärkehalti- ges Gemüse. Bei der Erarbeitung des Speiseplans wurde angenommen, dass ein durchschnittlicher Erwachsener täg- lich etwa 2500 kcal benötigt. In der Tabelle rechts sind die Empfeh- lungen für die Planetary Health Diet aufgelistet. In den Klammern steht die umwelt- und gesundheitsverträgliche Bandbreite, die von den verschiedenen Lebensmitten verzehrt werden können. So lassen sich die Empfehlungen an per- sönliche und kulturelle Vorlieben anpas- sen. Bei der Planetary Health Diet sind keine Lebensmittel verboten. Es wird auch zukünftig möglich sein, Fleisch, Fisch und Eier zu essen, jedoch in klei- neren Mengen. Vergleicht man die Empfehlungen der EAT-Lancet- Kommission mit den Ernährungsem- pfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), so liegen einige Empfehlungen der DGE weit über denen der Planetary Health Diet. Die DGE empfiehlt beispielsweise 200 bis 250 Gramm Milch und Milchprodukte plus zwei Scheiben (50-60 g) Käse, während man sich bei der Planetary Health Diet zwischen einem von beidem entscheiden soll. Beim Fleisch sind bei der Planetary Health Diet wöchentlich rund 100g rotes Fleisch und etwa 200 g Geflügelfleisch möglich, was den unteren Empfehlungen der DGE von 300-600g fettar- mem Fleisch und fettarmer Wurst entspricht. Beim Fisch sind es bei dem nachhaltigen Speiseplan wöchentlich rund 200 g. Die DGE empfiehlt 1 Portion (80-150g) Seefisch (wie Kabeljau oder Rotbarsch) und 1 Portion (70 g) fettreichen Seefisch (wie Lachs, Makrele oder Hering), zusammen also zwischen 150 und 220g Fisch. Empfohlen werden etwa 1,5 Eier (84g) pro Woche statt der maximal drei Eier nach DGE-Empfehlung. Für einige Menschen könnte die Plane- tary Health Diet eine starke Änderung ihrer Ernährungsgewohnheiten bedeu- ten. Zwar sinkt der Fleischkonsum in Deutschland seit vielen Jahren, aber 2020 lag der Pro-Kopf-Verbrauch im- mer noch bei 57,3 Kilogramm. Davon entfielen 32,8kg auf Schweinefleisch, 13,3kg auf Geflügelfleisch und 9,8kg auf Rindfleisch (Quelle: BLE). Das sind pro Jahr rund 3kg zu viel Geflügel- fleisch und 37,5kg zu viel Rind- und Schweinefleisch. Dagegen sind Hülsen- früchte für viele Menschen nur als Zutat in Eintöpfen bekannt. Mit Erbsen, Lin- sen, Bohnen und Kichererbsen lassen sich nicht nur viele schmackhafte Ge- richte zubereiten, sie reduzieren in der Landwirtschaft auch den Einsatz von Kunstdünger. Aber in jeder Herausforderung liegt eine Chance. Es gibt sehr viele leckere Re- zepte mit neuen Zutaten zu entdecken; Was gibt es schöneres als eine kulinari- sche Weltreise, die auch zu Pandemie- Zeiten möglich ist. Gerade junge Men- schen sind gegenüber der pflanzlichen Kost sehr aufgeschlossen. In der Gruppe Gesund für Mensch und Planet Eigene Darstellung nach The Planetary Health Diet (EAT); AdobeStock– anaumenko

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