Infodienst 4 / August 2018

Infodienst 4/18 6 Kindertageseinrichtungen Fotos: FIGR Betreuung zwischen Wunsch und Wirklichkeit Trotz politischer Bemühungen sind Betreuungsplätze für Kinder in Deutschland knapp. Dies liegt unter anderem an den Zuständigkeiten. Der Bund versucht eine arbeitgeberfreundliche Familienpolitik umzusetzen, bezahlen müssen dafür aber zum großen Teil Länder und Kommunen. Gerade finanzschwache Kommunen sind mit der Umsetzung von Bundesgesetzen finanziell stark belastet, so dass die vielfältigen gesetzli- chen Vorgaben nicht ausreichend umgesetzt werden können. Durch den Fachkräftemangel ist die Branche zusätzlich unter Druck. Erzieherinnen wechseln zu privaten Kitas oder Betriebskindergärten, die mit höheren Gehältern locken. Hier ein Überblick über die Situation. Eltern buchen als Kunde heute Betreu- ungszeiten für ihre Kinder. In der Praxis sind 25-, 35- oder 45 Stunden-Modelle im Angebot. Der Kindergarten als Bil- dungseinrichtung unterliegt Landesge- setzen, somit können die hier angegeben Zahlen je nach Bundesland abweichen. Je nach Vertragsvolumen erhält die Kita bzw. der Träger entsprechende Zuwen- dungen vom Land (zirka 75 Prozent) und von der Kommune (Restsumme). Der Elternbeitrag richtet sich nach dem Einkommen der Eltern, nach dem Alter des Kindes (je jünger, je teurer auf Grund des höheren Personal-Kind-Be- treuungsschlüssels) sowie der gebuchten Stundenzahl und wird von den Eltern an das Jugendamt der Kommune oder den Träger überwiesen. In einigen Kommu- nen oder Bundesländern sind Kita- Plätze beitragsfrei. In manchen ist das erste oder das letzte Kita-Jahr beitrags- frei. Mit Einführung des Elterngeldes 2007 sind die Geburtenraten leicht gestiegen und so wurden in den vergangenen zehn Jahren jährlich durchschnittlich zirka 700 000 Kinder geboren. Dies bedeutet zwar immer noch, dass unser Bevölke- rung schrumpft, denn die Geburtenrate steht einer Sterberate von jährlich durch- schnittlich 750 000 Menschen gegen- über. Im Jahre 2016 gab es bundesweit 55.266 öffentlich geförderte Kindertagesein- richtungen sowie 43.951 aktive Kinder- tagespflegepersonen. Besucht wurden diese von 33 Prozent der Ein- bis Zwei- jährigen und von 94 Prozent der Drei- jährigen und älter. Das Angebot an Mittagsmahlzeiten und dessen Nutzung im Rahmen von Be- treuungs- und Bildungseinrichtungen schwankt von Bundesland zu Bundes- land. Spitzenreiter sind die Hamburger Kita-Kinder mit einer Teilnahme am warmen Mittagstisch von 98 Prozent. Schlusslicht bildet Baden-Württemberg mit einer Teilnahme am Mittagstisch von 63 Prozent. Berechnungen ergeben, dass täglich für über zwei Millionen Kinder zwischen 0 und 6 Jahren eine warme Mittagsmahlzeit in einer Kindertages- einrichtung gebucht wird. Bei der Gruppe der 0 bis Zweijährigen sind es in Deutschland 168 000 Kinder, die durch Kindertagespflegepersonen betreut wer- den. Wie viele Kinder hier genau über Mittag (einschließlich eines warmen Mittagsessens) betreut werden, ist nicht erfasst. Auch in der Grundschule schwanken die Zahlen von Bundesland zu Bundesland. Gerade in Ballungszentren ist es nicht für alle Eltern möglich, einen Betreu- ungsplatz für ihre Kinder zu bekommen. Betreuungsplätze werden zum größten Teil von den Kommunen finanziert. Da- zu kommt ein Elternbeitrag. Auch hier können viele Kommunen aus finanziel- len Gründen nicht die Nachfrage de- cken. Und so müssen Eltern (meist Frauen) ihre Berufstätigkeit oft nach der Kita-Zeit wieder zurückfahren. Wunsch- und Wahlrecht in der Realität Seit 1996 besteht ein Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Kinder ab 3 Jahren. Seit August 2013 besteht für jedes Kind zwischen dem ersten und dem dritten Lebensjahr ein Rechts- Foto: B. Flatt Kinder in Grundschulen Alter 6-10 Jahre Anzahl der gebuchten Mahlzeiten täglich Klasse 1-4 2,8 Millionen Kinder (100 %) 2,38 Millionen (85 %) täglich Ideen für eine gute Betreuung in einer Kindertagesstätte gibt es viele. Auf jeden Fall gehört eine gute hauswirtschaft- liche Versorgung dazu.

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