Infodienst 4 / August 2018

In Nordrhein-Westfalen werden die Kosten der Hauswirtschaft pauschal mit 3000 Euro pro Jahr und Gruppe abge- golten. Dies soll das Gehalt sowie die Unterhaltskosten der Küche decken. Kosten für Lebensmittel und Catering werden weitgehend durch die Umlage des Essensgeldes gedeckt. In anderen Bundesländern gibt es andere Finan- zierungsmodelle, allen gemeinsam ist jedoch, dass sie nicht auskömmlich sind. Durch die Arbeit des Deutschen Haus- wirtschaftsrates ist Politik aufmerksam geworden und erste Gespräche bahnen sich an. Auch manche Ministerien auf Länderebene haben die Engpässe er- kannt und sind nun um Abhilfe bemüht. In den Bundesländern Hamburg, Bre- men und Hessen sind kommunale Kitas (oder deren Betreibergesellschaften) neue Wege gegangen. In Hessen werden nach und nach alle Hauswirtschaftskräfte in kommunalen Kitas über Bildungsmaßnahmen (Arge, Job Center, Bildungsgutschein) zur staatlich geprüften Hauswirtschafterin qualifiziert. In Hessen wird das landes- weit vom Bildungswerk des DHB – Netzwerk Haushalt in seinen jeweiligen Niederlassungen durchgeführt. In den ehemaligen kommunalen Kitas der Stadt Hamburg (jetzt „Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kindertages- stätten gGmbH”) wird die warme Mahl- zeit komplett von der eigenen Hauswirt- schaft produziert. Im Laufe der Zeit hat man sich auch von der Fremdreinigung getrennt und hauswirtschaftliche Mitar- beiterinnen eingestellt, die diese Auf- gaben zum überwiegenden Teil während regulären Betreuungszeiten, also Öff- nungszeiten, erledigen. Vertreterinnen des Landesverbandes hauswirtschaftlicher Berufe MdH Bayern konnten ihre Modelle und Ideen im bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus vorstellen. Dazu gehört zum Beispiel, dass die Hauswirt- schaft neben Pädagogik und Bildung eine eigene Säule im Konzept der Ein- richtungen werden soll. Ziel ist es, dass hauswirtschaftliche Kräfte eigene Auf- gaben gemeinsam mit den Kindern erle- digen. Nach anfänglichem Zögern zeigt man sich offen, die Stellung der Haus- wirtschaft in Kitas neu zu bewerten. Mehr Hauswirtschaft in Kitas? 19 Prozent der Kitas in Deutschland haben eine Frischküche. 81 Prozent der Küchen in Kitas sind Verteilerküchen, in die das Essen warm (68 Prozent) bzw. kalt (14 Prozent) angeliefert wird. 18 Prozent der Küchen arbeiten mit Tief- kühlmenüs oder bieten eigene Kompo- nenten an. Auch hier gibt es große Un- terschiede von Bundesland zu Bun- deslang. In Baden-Württemberg bei- spielweise wird in 28 Prozent der Kitas und Grundschulen frisch gekocht. Die Tendenz ist entgegen des allgemeinen Trends in Deutschland steigend. Verschiedene Träger äußern durchaus den Wunsch, in den Einrichtungen frisch zu kochen. Bei bestehenden Einrichtun- gen scheitert dies häufig am Rauman- gebot. In der Vergangenheit wurden häu- fig Küchen verkleinert, um diese Fläche den sogenannten Bewegungsräumen oder zusätzlichen Gruppenräumen zuzu- schlagen. So ist auf mittlere Sicht in den Be- standseinrichtungen kaum mit einer Än- derung zu rechnen. In Neubauten von Kindertageseinrichtungen wird in der Regel konsequent auf die Planung von Frischküchen geachtet. Ebenso haben die meisten Gruppenräume bei Neupla- nungen „Kinderküchen”. Die Konzepte sehen vor, mehr im Bereich der prakti- schen Ernährungsbildung anzubieten. Mehr und mehr versuchen Bestands- Kitas dieses erkannte Manko zu kom- pensieren. Die Maßnahmen hierzu sind unterschiedlich, zum Beispiel freiwillige Infodienst 4/18 8 Mehr Kinder unter 3 Jahren in Kindertagesbetreuung Zum 1. März 2017 wurden fast 763 000 Kinder unter 3 Jahren in einer Kinderta- geseinrichtung oder in öffentlich geför- derter Kindertagespflege betreut. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen weiter mitteilt, waren das 41 300 Kinder bezie- hungsweise 5,7 % mehr als im Vorjahr. Der Anstieg fiel damit etwas stärker aus als im Vorjahr (2016: + 26 000 bezie- hungsweise + 3,7 %). Seit dem 1. August 2013 gibt es für Kin- der ab dem vollendeten ersten Lebens- jahr einen bundesweiten Rechtsan- spruch auf einen öffentlich geförderten Betreuungsplatz. Bei den hier veröffent- lichten Daten wird die Inanspruchnahme der Kindertagesbetreuung gemessen. Dabei werden nur tatsächlich betreute Kinder berücksichtigt. In Hamburg (+ 10,2 %), Niedersachsen und Schleswig-Holstein (jeweils + 10,1 %) nahm die Anzahl der betreu- ten Kleinkinder gegenüber dem Vorjahr am stärksten zu, in Mecklenburg-Vor- pommern (+ 1,9 %) war der Zuwachs am geringsten. Dabei ist zu beachten, dass in den ostdeutschen Flächenlän- dern bereits in der Vergangenheit hohe Betreuungszahlen erreicht wurden. Die Steigerungen fallen dort dementspre- chend nur noch gering aus. Die Mehrzahl der Eltern von Kindern unter 3 Jahren nutzten die Tagesbetreu- ung in Einrichtungen (84,6 %). Mit einem Anteil von bundesweit 15,4 % spielte die Kindertagespflege bei einer Tagespflegemutter oder einem -vater nach wie vor eine deutlich geringere Rolle. Statistisches Bundesamt (Destatis) Foto: clipdealer Hauswirtschaft muss einen festen Platz im Konzept der Kitas haben, so die Forderung des Deutschen Hauswirtschaftsrates.

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