Infodienst 4 / Oktober 2019

Infodienst 4/19 6 Hauswirtschaftskongress Hauswirtschaft for future „Mit dem Thema „Wandel nachhaltig gestalten” sind wir am Puls der Zeit”, so Dorothea Simpfendörfer, Präsidentin des Deutschen Hauswirtschaftsrates in ihrer Begrüßung. Die Diskussion um Klimaschutz und Nachhaltigkeit sei nicht zuletzt durch die Fridays-for- future-Bewegung in der Mitte der Ge- sellschaft angekommen. Die hauswirt- schaftliche Branche zeigte auf dem Kongress, dass sie bereit ist, den gesell- schaftlichen Wandel hin zu mehr Nach- haltigkeit zu unterstützen und voranzu- treiben. Deutlich wurde aber auch, dass der Wandel nicht durch Einzelinitiativen gelingen kann. Es geht um geteilte Verantwortung. Das heißt, die politi- schen Rahmenbedingungen müssen pas- sen, damit Einzelne Verantwortung übernehmen können. Jede Generation muss ihre eigenen Aufgaben lösen Dr. Christiane Averbeck, Geschäfts- führerin Klima Allianz Deutschland stellte klar, dass jede Generation ihre Aufgaben selbst lösen muss und sie nicht den kommenden Generationen aufbürden darf. Zugleich muss sie Vor- sorge für absehbare zukünftige Belas- tungen treffen. Laut einer Umfrage im Auftrag der Klimaallianz wollen die Deutschen mehr Klimaschutz und sind auch bereit, persönlich etwas zu tun. Drei Viertel der Befragten sind demnach bereit, künftig in ihrem Haushalt mehr Energie zu sparen als heute. Jeder Zwei- te kann sich vorstellen, den Fleisch- konsum zu reduzieren und künftig weni- ger zu fliegen. 85 Prozent der Befragten seien der Ansicht, dass der Klimawandel nicht ohne Einschränkungen im Alltag gelingen könne. Angesichts dieser Stim- mung in der Bevölkerung sei das Kli- mapaket, das die Bundesregierung vor- gelegt hat, nicht ausreichend. „Die Ver- antwortung wird so in den privaten Bereich geschoben, aber wir brauchen politische Rahmenbedingungen.” In der Lobbyorganisation setzen sich 130 Mit- glieds-Organisationen für mehr Klima- schutz ein. „Und es werden immer mehr.” Averbeck ermutigte die Vertreter und Vertreterinnen der Hauswirtschaft: „Nicht aufgeben, nicht den Mut verlie- ren”, sondern gemeinsam mit Verbün- deten für mehr Klimaschutz zu kämp- fen. Nachhaltige Entwicklung: Eine moralische Revolution? Dr. Melanie Speck vom Wuppertal Institut appellierte in ihrem Vortrag, die Zukunftsaufgabe des 21. Jahrhunderts als Geschenk und nicht als Last zu be- greifen. „Werden Sie Zukunftskünstler und Librettisten für nachhaltigen Wan- del.” Laut Forschungsergebnissen kann der ökologische Fußabdruck in Haus- halten und Unternehmen durch kleine Maßnahmen schon heute bis zu 30 Pro- zent gesenkt werden. Wenn dann noch mutige Entscheidungen von der Politik kommen, könnten wir bei 50 Prozent liegen. Um die Klimaziele zu erreichen, Selbstbewusst und mit klaren Forderungen an die Politik präsen- tierte sich die Hauswirtschaft in Berlin. 350 Fachleute aus der Hauswirtschaft kamen nach Berlin zum ersten deutschen Hauswirtschaftskongress zum Thema „Wandel nachhaltig gestal- ten – Agenda 2030: für uns und mit uns“. Das Besondere: Sechs hauswirtschaftliche Verbände haben gemeinsam unter dem Dach des Deutschen Hauswirtschaftsrates diesen Kongress organisiert. Damit ließen sie Realität werden, wofür der Hauswirtschaftsrat vor drei Jahren angetreten ist: Mit einer Stimme sprechen. Voller Tagungssaal beim Branchentreff der Hauswirtschaft in Berlin. Ursula Schukraft vom Diakonischen Werk Württemberg führte in der Dis- kussion an, dass zwölf Euro Zuschuss für eine Stunde haushaltsnahe Dienst- leistung nicht ausreichten. „Bei einem neuen Projekt des DWW sind 15 Euro veranschlagt. Es gibt viele Unterneh- men in Baden Württemberg, die bereit sind, ihren Mitarbeitern diesen Zu- schuss zur Verfügung zu stellen, damit diese sich legal von einem Unterneh- men mit sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten Hilfe im Haushalt kaufen können. Für Unternehmen ist dies ein Beitrag zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie ihrer Mitarbeiter.“

RkJQdWJsaXNoZXIy MjY2ODY=