Infodienst 4 / Oktober 2019

Infodienst 4/19 7 ist es notwendig, den ökologischen Fußabdruck um über 73 Prozent zu sen- ken. Und sie ist überzeugt, dass die Hauswirtschaft einen großen Beitrag zu dieser Transformation beitragen kann. Der Umgang mit den Herausforderun- gen von Klimawandlungen und Nach- haltigkeit könne laut Speck als eine „moralische Revolution” betrachtet wer- den. „Diese verlaufe nie linear”. Sie be- schrieb die Phasen, wie so eine „morali- sche Revolution” abläuft. Die erste Phase wird von Ignoranz gekennzeich- net, das Problem wird nicht gesehen. In der zweiten Phase wird das Problem er- kannt, aber der persönliche Bezug fehlt. In der dritten Phase wird der persönliche Bezug erkannt, aber jede Menge Gründe genannt, warum Veränderung nicht möglich sei. Danach wird das Handeln „Eine Frage der Ehre”. In der fünften und letzten Phase herrscht im Rückblick Unverständnis, dass es jemals anders war. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg und viel Veränderung notwendig. Speck sprach von sieben Wenden, die alle miteinander vernetzt sind: Ernäh- rungswende, Mobilitätswende, urbane und industrielle Wende, Konsumwende, Ressourcenwende und Energiewende. Anhand von aktuellen Forschungs- projekten schilderte sie, wie Haushalte und Unternehmen zur Transformation beitragen können. Und dabei müsse jeder Einzelne zum Librettist für nach- haltigen Wandel werden. Experimentierräume für gesellschaftliche Trends „Es gibt keine Blaupause und nicht die Lösung, wie der Weg zu einer nachhalti- gen Gesellschaft aussehen kann”, so Prof. Rückert-John von der Hochschule Fulda auf dem Hauswirtschaftskongress in Berlin. Keiner weiß im Moment, wie der gesellschaftliche Wandel gestaltet werden kann. Es gibt nur die Verpflich- tung der Agenda 2030 mit den 17 Nachhaltigkeitszielen, die 2015 von 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Diese Agenda wurde in die Deutsche Nachhaltigkeits- strategie überführt. Klar ist aber, dass die ambitionierten Nachhaltigkeitsziele nicht mit techni- schen Einzellösungen erreicht werden können, sondern „es bedarf der Beteili- gung aller Akteure.” Alle sollten sich als Unterstützer dieses Prozesses verstehen, so Rückert-John. Und so sind auch hauswirtschaftliche Dienstleistungsbe- triebe aufgefordert, einen Beitrag zu leisten. Und das Potenzial ist laut Rückert-John groß, denn hier wird ein breites Spektrum der alltäglichen Le- benswelten abgebildet. Der Großhaus- halt erreicht eine große Anzahl an Kon- sumenten und Konsumentinnen und er kann Impulse für den Privathaushalt geben. Außerdem werde seine Bedeu- tung durch den demografischen Wandel, Veränderungen der Familienstrukturen und wachsende Nachfrage nach außer- häuslichen Dienstleistungsangeboten noch steigen. Gerade im Hinblick auf das Ziel 12 „Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion” sieht John-Rückert für die Hauswirtschaft großen Wirkungsbe- reich. „Wir brauchen radikale Verände- rungen von Alltagspraktiken. Aber all- tägliche Konsumpraktiken sind Rou- tinen und eingebettet in soziale und materielle Kontexte, die nicht einfach zu verändern sind.” Es gäbe zwar zahlrei- che alternative Konsumtrends wie ge- meinschaftlicher Konsum, Tauschen, Teilen, Leihen, Wiederverwerten etc. Für Rückert-John sind das gesellschaft- liche Modelllösungen, die Konsumge- wohnheiten hin zu mehr Nachhaltigkeit verändern könnten. Allerdings zeigen die bisherigen Ansätze, dass sie nicht richtig funktionieren und nicht die gro- ßen Veränderungen bringen. Projekte und Initiativen müssen laut der Profes- sorin strukturell etwas verändern, damit sie langfristig zu mehr Nachhaltigkeit führen. Und hier kann der hauswirtschaftliche Dienstleistungsbetrieb unterstützen: Am Beispiel einer Mehrweg-Essensbox in Fotos: B. Flatt

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