Infodienst 5 / Oktober 2017

Infodienst 5/17 3 Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Beatrix Flatt Armut bedeutet in Deutschland nicht nur, kein Dach über dem Kopf zu haben oder Hunger zu leiden. Armut heißt nicht nur, wenig Geld im Geldbeutel zu haben. Studien zeigen, dass Men- schen, die in Armut leben, weniger gesund sind, eine geringere Lebenserwartung und schlech- tere Bildungschancen haben, weniger am kulturellen Leben teilhaben und sich weniger politisch und gesellschaftlich engagieren. Armut hat sehr unterschiedliche Facetten. Immer mehr Kinder sind von Armut betroffen. Gleichzeitig nimmt die Altersarmut zu. Es gibt unter- schiedliche Gründe für Armut und Menschen erleben diese je nach Lebensphase anders. Der Ruf nach mehr Geld für Familien, damit Kinder nicht in Armut leben müssen, ist leicht. Aber in vielen Fällen brauchen Familien viel mehr als nur mehr Geld. Sie brauchen Unterstüt- zung, um ihren Alltag zu meistern und um aus ihrer Hoffnungslosigkeit herauszukommen. Sie brauchen Erfolgserlebnisse, damit sie merken, dass es sich lohnt, sich zu engagieren – für sich, für ihre Kinder und für deren Zukunft. Armut ist ein komplexes Thema, für das es keine einfachen Lösungen gibt. Die Gesellschaft spaltet sich in Gewinner und Verlierer. Und die Gruppe der Menschen, die Angst hat, in Armut abzurutschen, ist groß. Armut ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das alle fordert von Po- litik über Bildungseinrichtungen bis hin zu Verbänden und Vereinen, aber auch jeder einzelne sei es als Nachbar oder als Kollege hat Verantwortung, hier entgegen zu wirken. Gefordert ist auch die Hauswirtschaft. Hauswirtschaftliche Bildung für Eltern, Kinder, Jugendli- che und Erwachsene ist ein Schlüssel zur Armutsprävention. Zum hauswirtschaftlichen Handeln gehört nicht nur die Versorgung der Menschen, sondern auch die Gestaltung des Alltags und die Lebensbewältigung. Es geht immer darum, die vorhandenen Ressourcen optimal einzuset- zen. Das Wichtigste ist, Familien und Haushalte so zu stärken, dass die Menschen ihre eigene Lebensgestaltung organisieren können. Hauswirtschaftliche Fachkräfte unterstützen Familien in ihrem Alltag, sie vermitteln hauswirtschaftliche Kompetenzen und sie kümmern sich in haus- wirtschaftlichen Dienstleistungsbetrieben um das Wohl und die Zukunft der Menschen. Armut ist ein Thema für das hauswirtschaftliche Berufsfeld. Wir freuen uns auf eine anregende Diskussion mit Ihnen. Schreiben Sie uns Ihre Meinung, Ihre Erfahrungen und Ihre Ideen an beatrix.flatt@berufsverband-hauswirtschaft.de

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