Infodienst 1 / März 2021

Infodienst 1/21 5 In diesem Jahr begeht der bhf sein 20. Gründungsjubiläum. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Um einen Be- rufsverband wie den bhf aufzubauen und zu einer leistungsfähigen Inte- ressenorganisation seiner Mitglieder zu entwickeln, bedurfte es eines großen Einsatzes einer Vielzahl von engagierten Frauen. Ohne Ihre Arbeit wäre das meis- te nicht möglich geworden, und vor allem: die öffentliche Anerkennung für hauswirtschaftliche Leistungen hätte noch lange nicht den Stellenwert er- reicht, den sie heute hat. Sicherlich bleibt gerade in dieser Hinsicht noch manches zu wünschen übrig. Aber ich bin davon überzeugt: die Einsicht nimmt immer mehr zu, daß die Verwirklichung von Lebensqualität in den Großhaushal- ten in unserer Gesellschaft – in Kinder- heimen, in Heimen für Behinderte, in Alteneinrichtungen, um nur einige zu nennen – ganz wesentlich von der Qua- lifikation der hauswirtschaftlichen Fach- kräfte abhängt. Grußwort (gekürzt) zur Mitgliederver- sammlung des Berufsverbandes Hauswirt- schaftlicher Fach- und Führungskräfte e.V. am 16. April 1991 in Bad Boll Dr. Angela Merkel, damals Bundesministerin für Frauen und Jugend „Großhaushalte sind für die Versorgung alter, behinderter und kranker Men- schen, für die Versorgung von Arbeit- nehmerinnen und Arbeitnehmern wie von Jugendlichen in unterschiedlichen sozialen Einrichtungen unverzichtbar. Die dort geleistete Arbeit, ihre Organisa- tion und Planung erfordert Ausbildung, Einsatzbereitschaft, Kreativität. Ohne qualifizierte Fach- und Führungskräfte ist diese Aufgabe nicht zu bewältigen. Und dennoch teilt diese Arbeit in Großhaushalten das Schicksal aller von Frauen geleisteten Hausarbeit: Sie ist unverzichtbar, wird aber als selbstver- ständlich vorausgesetzt und findet wenig Anerkennung. Vielfach wird nicht einmal eingesehen, welche professionel- len Qualifikationen und Kompetenzen eine solche Tätigkeit erfordert. Ich habe mich gefreut zu lesen, dass Sie sich auch der Frage „Frauen und Macht“ stellten. Macht ist eine menschliche Möglichkeit, dem Zusammenleben zu dienen und zugleich die eigenen Fähig- keiten zu entfalten; allzu lange haben sich Frauen vor der Macht gescheut! Auszug aus einem Grußwort von der damaligen Familienministerin Rita Süßmuth zur 15. Jahrestagung des Berufsverbandes Hauswirtschaft 1987. G r u ß w o r t 50 Jahre Be- r u f s v e r b a n d Hauswirtschaft, das sind 50 Jah- re im Dienste der Menschen und ein beson- derer Grund zum Feiern. Sehr gerne wäre ich per- sönlich bei den Jubiläumsfeierlich- keiten dabei gewesen, doch die Corona- Pandemie überschattet auch dieses Er- eignis. Im Namen der Landesregierung übermittle ich dennoch gerne die herz- lichsten Glückwünsche und danke allen Mitgliedern, Freundinnen, Freunden sowie Unterstützerinnen und Unterstüt- zern des Verbandes für ihren Einsatz. Nicht erst die Corona-Pandemie hat deutlich gezeigt, welche Bedeutung die Hauswirtschaft insbesondere in Pflege- einrichtungen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderung sowie Krankenhäusern hat. Hauswirtschaft- liche Fach- und Führungskräfte gehören zu den Stützen unseres Gesundheits- und Pflegesystems und tragen maßgeb- lich zum Gelingen der Abläufe in Reinigung, Speisen- und Wäschever- sorgung sowie Hygiene bei. Gerade die Erfahrungen der vergangenen Monate machen deutlich, welche Verantwor- tung mit den hauswirtschaftlichen Be- rufen verbunden ist. Zudem werden die Menschen in unse- rem Land immer älter. Damit einher geht ein wachsender Hilfebedarf. Un- sere Gesellschaft ist zunehmend auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sozialen und hauswirtschaftlichen Be- rufen angewiesen. Mit Blick auf die demografischen und gesellschaftlichen Entwicklungen ist Hauswirtschaft daher ein Berufsfeld mit Zukunft. Fachkräfte in der Hauswirtschaft ken- nen die Bedürfnisse und Ansprüche von Menschen in deren unterschiedlichen Lebenslagen. Ihre Fähigkeiten und ihr Wissen bringen sie in den vielfältigen Arbeitsbereichen der Hauswirtschaft ein – eigenverantwortlich oder im Team, in der Organisation oder Koor- dination – aber immer ganz nah an den Menschen. Dem Berufsverband Hauswirtschaft sowie allen Fach- und Führungskräften gelten mein Dank und meine Aner- kennung für ihren Einsatz und ihren Dienst am Nächsten. Allen Mitgliedern wünsche ich weiterhin alles Gute bei ihrer Arbeit sowie schöne Jubiläums- feierlichkeiten. Winfried Kretschmann Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg Im Archiv fanden wir zwei weitere Grußworte von herausragenden Politikerinnen aus den Jahren 1991 und 1987, die wir auszugsweise hier abdrucken.

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