Infodienst 1 / März 2021

Infodienst 1/21 6 Copyright: 100% interior, Sylvia Leydecker; Foto: Reinhard Rosendahl Welche Stellung hatte die Haus- wirtshaft in den 70er Jahren? Es war immer mein Anliegen, die Bedeutung der Hauswirtschaft mehr in das Bewusstsein der Menschen zu bringen. Für die Kolleginnen, also die Hauswirtschaftsleiterinnen in den Betrieben, war die Gründung des Verbandes wichtig, da sie meist allein in den Betrieben arbeiteten und niemand hatten, mit dem sie sich fachlich austauschen konnten. Erzieherinnen und Pflegekräfte hat- ten in der Regel Kolleginnen, Haus- wirtschaftsleiterinnen nicht. Mein Anliegen war es, eine Plattform für den Austausch zu gründen. Welche Bedeutung hatte der Großhaushalt? Es gab in der Bevölkerung wenig Vorstellungen, was der Großhaus- halt leistet. In welchen Großhaushalten arbeite- ten die Kolleginnen damals? Das waren in erster Linie Kranken- häuser. Altenheime kamen erst spä- ter dazu. Welche Aufgabenbereiche übernah- men hauswirtschaftliche Führungs- kräfte damals? Küche, Wäsche, Garten, Reinigung? Wenn man damals sagte, dass man Hauswirtschaftsleiterin von Beruf sei, dachten die meisten an Kochen. Aber ein Großteil der Kolleginnen war für die Organisation der Reinigung zuständig. Als HWL erle- digte man auch in den 70er Jahren Managementaufgaben und führte ein Team mit vielen Mitarbeitern. Ver- gabe war zunächst noch kein Thema. Es wurde alles mit eigenen, oft fremdsprachigen Mitarbeitern erle- digt. Der Fokus des Verbandes lag auf Großhaushalt? Waren Sie denn von der Ausbildung auf den Großhaus- halt vorbereitet? Ich habe in den 50er Jahren meine hauswirtschaftliche Ausbildung ge- macht, nachdem ich vorher einen anderen Beruf gelernt hatte. Zu dieser Zeit wurden wir auf die Arbeit in einem Großhaushalt vorbereitet. Allerdings waren die Einrichtungen nicht so groß wie heute. Selbst Kran- kenhäuser hatten oft nur um die 250 Betten. Die „Anstalt Stetten“, wie die Diakonie Stetten damals noch hieß, war mit 1300 Bewohnern schon ein großer hauswirtschaftlicher Betrieb und deshalb ein beliebtes Exkursions- ziel für Fachschulen. Das heißt, Stetten war wichtig für die Entwicklung des Berufsbildes Haus- wirtschaftsleiterin im Großhaushalt? Die Diakonie Stetten war als Arbeit- geber für hauswirtschaftliche Füh- rungskräfte bekannt. Unser Grün- dungsmitglied Margarete Simpfen- dörfer baute dort die Hauswirtschaft 1971 12. Januar: Gründung des Berufsver- bandes hauswirtschaftlicher Fach- und Führungskräfte (bhf) 18. März: Eintragung ins Vereinsregi- ster Stuttgart Erstes Logo; Kosten für den Grafiker 50 DM 1972 Erster Refa-Sonderlehrgang für den Großhaushalt, bis dahin gab es nur Lehrgänge für den Privathaushalt. Diskussion: Welche Rolle spielt die hauswirtschaftli- che Führungskraft bei der Vergabe an Dienstleistern? Ist die Qualität der Versor- gung gesichert? Die ersten Erfa-Gruppen werden gegründet. 1973 Der erste „Informations- dienst“ erscheint. 1974 Mitgliedsbeitrag wird von fünf DM auf acht DM pro Monat erhöht. 1975 Die Hotel-Direktricen schließen sich dem Berufs- verband an. Auch Hauswirtschafts- leiter*innen erhalten die Ausbildereignung. Es wurden elf Ausgaben des Infodienstes mit ins- gesamt 155 Seiten an die Mitglieder verschickt. Irene Roesler ist Gründungs- mitglied des Berufsverbandes Hauswirtschaft, damals Berufs- verband hauswirtschaftlicher Fach- und Führungskräfte e. V. (bhf). Sie arbeitete damals als Hauswirtschaftsleiterin in der Anstalt Stetten, heute Diakonie Stetten, der Keimzelle des Verbandes. Die 94-Jährige erzählt vom Start und den ersten Erfolgen. Großhaushalt als Arbeitsplatz Von 1971 bis 1978 prägten Margarete Simpfendörfer (links) als 1. Vorsitzende und Irene Roesler als ihre Stellver- treterin den jungen Berufsver- band.

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