Infodienst 3 / Juni 2018

Infodienst 3/18 7 Foto: fotoliaFotos: dge/Fit im Alter Seit ich Ihren Namen das erste Mal gele- sen habe, frage ich mich, ob Gaudo Ihr echter Name ist? Ehrlich gesagt, nein. Der Name ist vor Jahren direkt nach der Schauspielschule in meinem ersten Soloprogramm als Clown entstanden. Er klingt fröhlich und passt zu dem, was ich mache, und so ist er für mich Programm geworden. Humor ist, wenn man trotzdem lacht? Oder wie definieren Sie Humor? Der Satz stimmt auf der einen Seite. Da ist der Galgenhumor gemeint, der in manchen Situationen einfach guttut, der befreit und hilft, nicht zu verzweifeln. Aber Humor hat auch viel damit zu tun, sich wirklich für jemanden zu interessie- ren und über den eigenen Tellerrand hinausschauen zu können. Der Regis- seur und Intendant August Everding hat mal gesagt: Humorlosigkeit ist die Un- fähigkeit, andere Wirklichkeiten wahr- zunehmen als die eigene. Das heißt aber nicht, dass man nur über andere lachen soll? Auf keinen Fall! Es geht darum, etwas Neues entstehen zu lassen, Kommuni- kation zu beleben, für den wertschätzen- den Humor in alltäglichen Gesprächs- situationen zu sensibilisieren. Das geht nur, wenn ich neugierig bin auf mein Gegenüber und die Welt drum herum. Es geht um Empathie, nicht um Schaden- freude. Sie hilft, humorvolle Situationen wahrzunehmen und sie aufzugreifen. Das wiederum schafft Vertrauen. Wie setzt man Humor als Anti-Stress- Mittel ein? Es ist wichtig, dass wir Abstand schaffen zu der Situation, die uns stresst. Dass es uns gelingt, die Angespanntheit heraus- zunehmen, damit der Ärger nicht zu groß wird. Ich mache dazu gerne eine Übung in meinen Vorträgen. Ich lasse die Teilnehmer mit ihren Nachbarn Ge- spräche führen über Situationen, in denen sie verärgert waren. Dann lenke ich die Gespräche nach einer bestimm- ten Spielregel. Das Ergebnis ist, dass der Zorn sich in Wohlgefallen auflöst. Diese Übung führt immer wieder zu dem Aha- Erlebnis, wie sehr wir unseren täglichen Frust und Ärger selber beeinflussen kön- nen. Ich habe diese Idee aus meiner Zu- sammenarbeit mit Eckart von Hirsch- hausen (Anm. d. Red.: Arzt, Comedian und Autor). Wir standen viele Jahre zu- sammen auf der Bühne. Heute arbeiten wir immer noch zusammen, durch seine Stiftung „Humor hilft heilen”. Wir brin- gen Humor-Trainings in Krankenhäuser und bieten Workshops für Pflegeper- sonal und Ärzte an. Fast alle Mittel haben Risiken und Nebenwirkungen. Schon. Allein dadurch, dass Menschen einen sehr unterschiedlichen Humorge- schmack haben. Ich habe mal zu jeman- den in der ersten Reihe gesagt: „Jetzt machen Sie mal mit, oder ich schick Ihnen die Zeugen Jehovas nach Hause!” Hinterher kam ein anderer Teilnehmer zu mir und sagte: „Ich bin Zeuge Jeho- vas und ich fand es nicht lustig.” Er hatte Recht. Ich habe mich entschuldigt. Wer sich mit Humor beschäftigt, ihn anwen- det und in Alltag und Sprache bringt, kann auch mal danebenliegen. Alle ken- Foto: clipdealer Felix Gaudo glaubt, dass mit Lachen das Leben und der Beruf einfacher werden. Davon überzeugt er regelmäßig Mitarbeiter und Führungskräfte der unter- schiedlichsten Branchen. Auf der 46. Jahrestagung des Berufsverbandes Hauswirtschaft im April gab er in seinem Vortrag „Arbeit? Mit Vergnügen!“ humorvoll wichti- ge Impulse für das Arbeitsleben. Im Interview erzählt der Comedian, Moderator und Humortrainer, wie mit Humor alles etwas leichter und stressfreier funk- tionieren kann. Arbeit? Mit Vergnügen! B. Flatt

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