Infodienst 3 / Juni 2018

nen diesen Moment: Man hat etwas auf der Zunge liegen, traut sich dann aber doch nicht, es auszusprechen – aus der Angst heraus, es könne falsch verstan- den werden. Humor ist also Risiko. Aber eben auch ein krea- tiver Prozess und als solcher lebt er vom Üben und Scheitern. Jeder Berufskomiker kennt das übrigens: Man probiert eine Pointe und keiner lacht. Das ist erst einmal unange- nehm – aber dann registriert man, dass die Welt davon nicht untergeht. Solche Erfahrungen machen sicherer. Sie vermitteln Humor-Techniken. Das heißt, Humor kann man lernen? Ja, das ist die gute Nachricht. Humor ist tatsächlich eine Kunst und man kann sie erlernen wie das Klavierspielen. Aber man muss üben. Klavierspielen kann ja auch keiner, nur weil er das Instrument im Wohnzimmer stehen hat. Humorlose Menschen üben nicht – oder haben die Sie einfach noch nicht getrof- fen? Das will ich jetzt nicht behaupten. Klar kann ich Übungen und Angebote an die Hand geben. Aber es gibt auch Leute, die Humor einfach nicht einsetzen. Nicht einsetzen wollen. Und es gibt Menschen, die ihren Humor verloren haben. Das macht seelisch krank, und es wird dann dringend Zeit, sich auf die Suche zu machen, ihn wiederzufinden. Die Möglichkeit, humorvoll zu sein, steckt in jedem Menschen. Sie sind bereits vor Mitarbeitern großer Unternehmen aufgetreten, sprechen zu Lehrern, Sozialarbeitern, Hebammen und hauswirtschaftlichen Führungs- kräften. Braucht jede Berufsgruppe eine andere Humor-Schule? Grundsätzlich nicht. Aber es gibt schon branchenspezifische Sprachen. Da muss man sich erst mal reinfinden. Dazu kommt: Bei manchen Berufsgruppen darf es etwas rauer zugehen, bei anderen muss Humor subtiler funktionieren. Das Training ist aber eigentlich immer das gleiche. Da wir heutzutage ja fast alle unter Druck stehen, tut es jedem gut, zu lernen, wie Humor das Arbeitsleben erleichtert, wie man erfolgreicher wird. Ich bin überzeugt: Humor macht Kar- riere. Die medizinischen Berufe, der ganze Gesundheitsbereich liegt mir per- sönlich besonders am Herzen. Warum? Ich bin einmal in der Woche als Clown im Krankenhaus aktiv. „Clowndoktoren” nennt sich der Klinikclown-Verein, für den ich arbeite. Meine Kollegen und ich gehen regelmäßig zu den Kindern auf den Stationen. Ich mache das, weil ich erlebt habe, wie gut ein Clown Kindern tut, als meine Tochter im Krankenhaus war. Kinder fühlen sich oft ausgeliefert und fremdge- steuert in der Klinik. Da sind sie glücklich, wenn mal einer vorbei- schaut, der noch ein bisschen hilflo- ser ist als sie. Weniger Stress, mehr Leistung und dabei noch kreativer und gesünder – das alles kann man mit Humor errei- chen? Warum gibt es kein Schulfach Humor? Das wäre wunderbar. Aus der Hirnfor- schung wissen wir so genau darüber Be- scheid, dass wir mit Spaß und Begeis- terung viel kreativer, viel leistungsfähi- ger sind und viel besser lernen als mit Druck und Angst. Daher bin ich mit meinen Vorträgen und Seminaren viel für Lehrer auf pädagogischen Tagungen. Und ich habe zusammen mit meiner Frau ein Buch über Humor im Unter- richt geschrieben: „Lachend lernen – Humortechniken für den Unterricht” im Beltz Verlag das im Januar erschienen ist. Wie ist das eigentlich mit einem Felix Gaudo? Ist der nie gestresst? Ja, das wäre schön, wenn ich sagen könnte, ich wäre die Gelassenheit in Person. Ich bin ein fröhlicher Mensch, ich bin aber auch ein Hektiker, der in manchen Situationen in Stress gerät. Und der auch mal Angst davor hat, dass etwas nicht so klappt, beispielsweise wenn ich Kongresse und Talkrunden moderiere. Aber ich denke, gerade des- halb kann ich besonders gut vermitteln, wie man mit Humor solche Situationen meistert und sich die Freude und den Spaß an seinem Beruf erhält. Infodienst 3/18 8 Humor Die Gelotologie ist die Wissenschaft der Auswirkungen des Lachens. Sie beschäftigt sich mit den körperlichen und psychischen Aspekten des La- chens. Begründer der Gelotologie ist der Psychiater William F. Fry, der 1964 an der Stanford-University erstmals über die Auswirkungen des Lachens auf die körperlichen Vorgänge forschte. Fry hat auch den Begriff Ge- lotologie geprägt. Als therapeutische Anwendung gelotologischer Erkennt- nisse gelten die sogenannten Humor- Therapien oder Lachtherapien. Wikipedia Felix Gaudo überraschte während seines Vortrages mit Wortwitz, Gedankenspielen und einer Clownsnase.

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