Infodienst 3 / August 2019

Infodienst 3/19 6 Management Durch Hauswirtschaft zum starken Tagungshaus S eit über 65 Jahren sind Mit- arbeitende der Hauswirtschaft ein fester Bestandteil im „Haus Wie- sengrund” in Nümbrecht im Bergischen Land bei Köln. Die Einrichtung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region wandelte sich in dieser Zeit von einem Erholungsort für Kriegs- heimkehrer zu einem modernen Ta- gungs- und Gästehaus mit Hotelstan- dard. In den 1990-er Jahren wurde das zu dieser Zeit existierende Freizeitheim mit sehr einfachen, nicht mehr aktuellen Standards umgebaut und der Grundstein für das heutige Tagungshaus gelegt. Nach diesem Umbau wurde aber auch die Anzahl der Hauswirtschafterinnen drastisch reduziert. Die Küche wurde von Köchen übernommen und die Rei- nigung der Zimmer und der Verkehrs- flächen wurde an eine externe Reini- gungsfirma vergeben. Flach- und Tisch- wäsche wurde geleast. Verwaltungs- aufgaben und Geschäftsführung über- nahmen die zentrale Verbandsverwal- tung. Hauswirtschaftliche Hilfskräfte wurden nur in der Spülküche und beim Tischservice eingesetzt. Mit der Eigenreinigung gewann die Hauswirtschaft an Bedeutung Heute ist das „Haus Wiesengrund” wie- der eine eigenständige Einrichtung des Evangelischen Kirchenverbandes. Zur Hauswirtschaft gehören 60 Prozent der Mitarbeitenden und die stellvertretende Hausleiterin Erika Sawazki ist staatlich geprüfte Hauswirtschafterin. Wie es dazu kam? Eigentlich durch die Frage, was der Mehrwert eines Tagungshauses in evangelischer Trägerschaft gegenüber den Mitbewerbern aus der Gastronomie ist. Was macht unseren christlichen Mar- kenkern aus? Für uns gehört dazu nicht nur die „christliche Gastlichkeit” und unsere Ressourcenverantwortung, sondern auch der Umgang mit unseren Mitar- beitenden. Auch wenn unsere externe Reinigungsfirma ihren Mitarbeitenden positiv zugewandt war, sie standen alle in einem geringfügigen Beschäfti- gungsverhältnis. Mindestlohnniveau, hohe Leistungskennzahlen und ständige Verfügbarkeit prägten die Arbeitsver- hältnisse. Wir haben als ersten Schritt den Reinigungsvertrag gekündigt und Mitarbeiter der Reinigungsfirma über- nommen. Die Arbeitsverhältnisse wur- den sozialversicherungspflichtig und nach dem BAT-KF (Bundes-Angestell- ten-Tarifvertrag in kirchlicher Fassung) entlohnt. In dieser Umbruchphase bemerkten wir, dass sich unsere Kolleginnen, in der nun neu aufgestellten Hauswirtschaft dem Haus sehr verbunden zeigten, aber ihrer Arbeit nicht den Stellenwert gaben, der ihr zusteht. Das Selbstwertgefühl muss- te hier dringend gestärkt werden. Mit Hilfe des Eco-Cleaner-Programms des Berufsverbands Hauswirtschaft gelang uns dies. Als verantwortliche Hauswirt- schafterin absolvierte Elvira Sawazki den Lehrgang des Eco-Cleaner-Trainers und konnte die Inhalte des Programms gut an unsere Mitarbeitenden weiterver- mitteln. Ökologische, ökonomische und soziale Aspekte der hauswirtschaftli- chen Tätigkeit wurde thematisiert. Nachhaltige Reinigungsprodukte, ergo- nomische Arbeitsmittel wurden ange- schafft, Dienstkleidung gestellt, und die Reinigung unter dem Aspekt der Nach- haltigkeit neu organisiert. Unsere Wä- sche haben wir neu gekauft und die Reinigung hat eine nahgelegene Inklu- sionswerkstatt übernommen. Die Stun- denkontingente der einzelnen Mitarbei- tenden wurden so angepasst, dass Fa- milie und Beruf möglichst vereinbar sind. Der Prozess wurde zusätzlich mit Teambildungsmaßnahmen begleitet. Heute leben wir in unserem Haus eine Mitarbeiterpartizipation. Jeder Mitarbei- tende hat eine Stimme – egal wie groß sein Stundenumfang ist. Das Profil un- seres Hauses wird davon maßgeblich beeinflusst. Ein Profil, das den Mehr- wert unseres Hauses als evangelisches Tagungshaus abbildet. Die Basis sind unsere gastronomischen Leistungen. Saubere Zimmer und Ver- kehrsflächen sowie gastorientierter Ser- vice gehören zum „Handwerk” unserer Hauswirtschaft, die diese Aufgaben fachlich kompetent ausführt. Abwechslungsreiche und leckere Mahl- zeiten bereitet unsere Küche zu. Für ein intaktes Gebäude ist unser Hausmeister zuständig. Die Arbeitsfelder und Ab- läufe sind klar definiert. Die Erstellung der Dienstpläne für alle Bereiche orien- tiert sich an den hauswirtschaftlichen Aufgaben, um eine gute Koordination der Arbeitsabläufe zu gewährleisten. Weitere Standards werden nach Dehoga- Kriterien definiert. Unsere hohe Gäste- zufriedenheit – unser Stammgästeanteil liegt bei über 80 Prozent – erreichen wir über unser Profil und unsere christliche Gastlichkeit. Als evangelisches Haus fühlen wir uns verpflichtet, in einem Wertekontext zu arbeiten, der über die Wirtschaftlichkeit hinausgeht. Wir se- hen in jedem Gast den Menschen, dem wir die höchste Wertschätzung entge- genbringen. Das Verhältnis zwischen Gast und Mitarbeitern ist familiär ge- prägt. „Wenn ich zu euch komme, ist das ein bisschen wie nach Hause kommen.“ S v Jürgen Lauff, Leiter des Tagungshotels Haus Wiesengrund, und Hauswirtschafterin Erika Sawazki haben die Hauswirtschaft gestärkt und somit das Tagungs- hotel fit für die Zukunft gemacht.

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