Infodienst 3 / Oktober 2021

nahme von Verantwortung für die sozia- len, ökologischen und wirtschaftlichen Belange der Tätigkeiten. Und wenn Sie jetzt das Fernglas nehmen und genau hinschauen, sehen Sie ent- fernt, am Horizont, die Verbindung bei- der Sichtweisen auf New Work: Sie sehen neue und alte Organisationen, die nicht aus Gründen der Effizienz neue Arbeitsformen erproben, sondern mit einer echten Vision von Sinn, Ganzheit- lichkeit und Selbstbestimmung auch in der Arbeitswelt. Sie sehen Organisatio- nen, die nicht mehr irgendwelchen Shareholdern, sondern den Mitarbei- ter*innen gehören und damit nicht mehr veräußert werden können. Sie sehen Pflegeeinrichtungen mit mehreren tau- send Mitarbeiter*innen, die in Teams organisiert fast ohne Führungskräfte auskommen. Sie sehen kleine und immer mehr auch große Organisationen, die sich der Bekämpfung der Klima- katastrophe verschrieben haben. Sie se- hen aber auch Menschen, die keine Lust mehr haben, an äußeres Wachstum zu glauben. Denn spätestens seit der Corona-Pan- demie ist klar, dass uns „Old Work” im Sinne eines globalen „Höher – Schneller – Weiter" allerhöchstens wei- ter zum nächsten Abgrund bringt. New Work in diesem Sinne ist also die Verbindung aus der Frage danach, wie wir zukünftig leben wollen und der Frage, wie es gelingen kann, zeitgemäße Organisationen und damit unsere Zu- sammenarbeit zu gestalten. 2. Station: Was hat das jetzt mit Hauswirtschaft zu tun? New Work ist richtig komplex. Aber hier, an unserer nächsten Station, will ich Ihnen verdeutlichen, was New Work mit Hauswirtschaft zu tun haben kann. Dazu noch einmal: New Work verbindet die großen Fragen unserer Zeit (Wie wollen wir leben?) mit der Frage, wie wir Zusammenarbeit zukünftig sinnvoll organisieren. Und jetzt schauen Sie sich mal um: Was sehen Sie in Ihrem Be- rufskontext? Ich vermute mal, dass Sie Hauswirtschaft nicht unbedingt als zukunftsoffen sehen, oder? Abhängig- keiten, starre Strukturen, Kommunika- tion wie im Mittelalter, hierarchisch und ohne einen Hauch von Digitalisierung? Das soll irgendwas mit New Work zu tun haben? Vermutlich sehen Sie auch deutlich mehr Frauen als Männer. Und hier wird es spannend, denn: Die bis ins Spät- mittelalter zurückreichende Geschichte eines „Frauenberufs" (vgl. Karsten, M., 2011: www.bwpat.de/ht2011/ft17/kars- ten_ft17-ht2011.pdf) ließe sich auch so lesen, dass Hauswirtschaft, Haushalten und damit Ökonomie zeitlos ist. Und dies vielleicht gerade, weil Hauswirt- schaft ein Frauenberuf ist. Der Blick auf die in der Pandemie als „systemrelevant" bezeichneten Berufe macht dies deutlich: Pflege und Er- ziehung, aber auch die Herstellung und der Verkauf von Lebensmitteln lassen sich als Frauenberufe definieren. Oder kurz: Beinahe alle systemrelevanten Berufe sind Frauenberufe. Und mehr noch: Eine der großen, gesamtgesell- schaftlichen Entwicklungen unserer Zeit wird als „female shift" bezeichnet. Da- runter ist vereinfacht zu verstehen, dass Frauen in unterschiedlichsten gesell- schaftlichen Domänen auf- und in Teilen sogar Männer überholen. Zu nennen ist der Bildungssektor, in dem Frauen deut- lich besser abschneiden. Aber auch vor- mals männlich dominierte Sparten wie das Management oder die Politik sind zunehmend weiblich bestimmt. Wenn Sie Ihren Blick weiten, sehen Sie Frauen wie Greta Thunberg, Kamala Harris, Maja Göpel, Teresa Bücker, Luisa Neubauer oder Annalena Baerbock. Es sind vor allem Frauen, die sich für die Zukunft unserer Gesellschaft und für das Überleben der Menschheit einset- zen. Wieder zurück zur Hauswirtschaft zeigt sich der Einsatz für die Zukunft im Kleinen. So gestalten Hauswirtschaf- ter*innen professionelle, verantwor- tungsvolle Wirtschaftsführung in pri- vaten Haushalten, vor allem aber in Klein-, Mittel- oder Großbetrieben. Infodienst 3/21 7 shutterstock – ETAJOE; Rawpixel.com; Robert Kneschke

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